Regelmäßige Bewegung trägt dazu bei, möglichst selbstständig zu bleiben und gesundheitlichen Problemen vorzubeugen. Allerdings bewegen sich pflegebedürftige Menschen in der Regel eher wenig. Ihnen fehlen zum Beispiel Kraft, Unterstützung oder auch Motivation. Oder sie vermeiden Bewegung aus Angst zu stürzen.
Gezielte, individuell passende Maßnahmen tragen dazu bei, Bewegungsmangel vorzubeugen und die Mobilität pflegebedürftiger Menschen zu fördern.
Bewegung fördern
Bewegung im Alltag und gezielte Übungen helfen, die Mobilität zu erhalten und zu verbessern. Mit den folgenden Tipps können Sie pflegebedürftige Menschen unterstützen, sich zu bewegen.
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Helfen Sie der pflegebedürftigen Person dabei, möglichst viel selbst zu tun, z. B. beim Essen, Anziehen oder bei der Körperpflege. Dadurch werden die Beweglichkeit und Fingerfertigkeit trainiert und damit auch die Selbstständigkeit gefördert.
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Regen Sie dazu an, mindestens einmal täglich körperlich aktiv zu sein, z. B. ein paar Schritte zu gehen. Überreden Sie aber nicht.
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Motivieren Sie mit vertrauten Tätigkeiten zur Bewegung: Decken Sie z. B. gemeinsam den Tisch, gehen Sie zusammen zum Briefkasten.
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Informieren Sie sich über geeignete Übungen für pflegebedürftige Menschen. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, z. B. Kraft, Koordination und Balance auch bei körperlichen Einschränkungen zu trainieren. Oft können Übungen im Liegen oder Sitzen durchgeführt werden. Anregungen finden Sie z. B. in den Broschüren Aktiv im Alltag, aktiv im Leben oder Fit im Alltag und aktiv gegen Stürze sowie in den Übungskarten Bewegungspackung. Holen Sie dazu auch fachlichen Rat ein.
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Nutzen Sie wenn möglich Onlineangebote zur Bewegung, etwa mithilfe eines Tablets. Videos mit Anleitungen bietet die Webseite Älter werden in Balance. Einige Krankenkassen bieten Informationen zur Bewegungsförderung auf deren Webseite oder als App an. Hilfe zur Nutzung von Internetanwendungen bietet die Plattform Digitaler Engel.
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Achten Sie darauf, dass die Übungen zu den Fähigkeiten und Bedürfnissen der pflegebedürftigen Person passen. Die Bewegungseinheiten sollten Freude machen und fordern – aber nicht überfordern oder Schmerzen verursachen. Steigern Sie die Aktivität nach bewegungsärmeren Phasen langsam. Holen Sie ggf. ärztlichen Rat ein, bevor Sie mit Übungen beginnen.
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Leiten Sie an oder machen Sie Bewegungsabläufe vor. Wenn möglich, üben sie auch gemeinsam.
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Bestärken Sie die pflegebedürftige Person, sich regelmäßig zu bewegen, aber ohne zu drängen oder zu überreden. Akzeptieren Sie, dass die Motivation und Fähigkeit zur Bewegung auch von der Tagesform abhängen. Besprechen Sie mit der pflegebedürftigen Person, welche Bewegungen sie trainieren möchte, z. B. sicherer auf der Treppe zu werden. Finden Sie heraus, ob eher abwechslungsreiche oder aber gerade vertraute Übungen mehr motivieren. Vielleicht unterstützt ein Schrittzähler den Ehrgeiz?
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Setzen Sie möglichst auch Hilfsmittel für das Training ein, z. B. einen kleinen Ball, ein Gymnastikband oder Hanteln. Um das Gehen zu unterstützen, kann ein Rollator hilfreich sein. Lassen Sie sich dazu bei der Physiotherapie oder im Sanitätshaus beraten.
Menschen mit Demenz anleiten
Eine Demenz beeinträchtigt unter anderem das Kurzzeitgedächtnis. Das kann beispielsweise dazu führen, dass Anleitungen zu Bewegungsübungen nicht verstanden oder immer wieder vergessen werden. Mit den folgenden Tipps können Sie Menschen mit Demenz unterstützen, sich regelmäßig im Alltag zu bewegen.
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Motivieren Sie regelmäßig zu Bewegung – aber überfordern Sie nicht.
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Machen Sie über den Tag verteilt Beschäftigungsangebote. Durch Alltagstätigkeiten wird auch die Beweglichkeit gefördert. Das kann etwa Gemüse schneiden, umrühren beim Kochen, Blumen gießen oder Wäsche zusammenlegen sein.
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Halten Sie Gewohnheiten ein. Achten Sie auf die übliche Ordnung und legen Sie Gegenstände wie Gehhilfen an festen Plätzen bereit.
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Leiten Sie praktisch an: Machen Sie einfache Bewegungsabläufe vor. Erklären Sie diese in kurzen Sätzen mit einfachen Worten. Wenn nötig, wiederholen Sie dies immer wieder. Sprechen Sie zugewandt, mit freundlicher Mimik und wertschätzend.
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Informieren Sie sich über mögliche Übungen für Menschen mit Demenz. Es können Kraft, Motorik, Koordination, Balance und Kondition trainiert werden. Geeignet sind vor allem Bewegungsangebote, die vertraut sind und Freude machen. Das kann zum Beispiel Spazieren gehen oder Tanzen nach bekannter Musik sein. Beispiele für gezielte Übungen sind auf Zehen laufen, wiederholt vom Stuhl aufstehen oder einen Ball werfen. Dies kann bei Menschen mit beginnender Demenz mit kognitiven Übungen kombiniert werden: beispielsweise beim Ballwerfen ein Lied singen. Anregungen hierzu bieten die Broschüre Denk- und Bewegungstraining für Seniorinnen und Senioren und Menschen mit Demenz oder die Übungen des Fit für 100-Programms. Videoanleitungen gibt es beispielsweise auf der Webseite Teamgeist für Menschen mit Demenz. Holen Sie fachlichen Rat zur Durchführung der Übungen ein.
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Bieten Sie regelmäßig Bewegungsübungen an. Achten Sie darauf, dass die Bewegungsangebote den Fähigkeiten und Bedürfnissen der Person entsprechen. Beachten Sie dabei auch, dass diese je nach Tagesform unterschiedlich sein können. Was heute gut passt oder verstanden wird, ist am nächsten Tag vielleicht nicht möglich.
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Akzeptieren Sie, wenn Bewegungsangebote abgelehnt werden. Versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal.
Fachlichen Rat einholen
Um bei der Bewegungsförderung nicht zu überfordern oder zu schaden, ist es ratsam, professionelle Beratung und Hilfe einzuholen. Das gilt auch für den richtigen Einsatz von Hilfsmitteln. Ärztlicher Rat ist besonders wichtig, wenn sich möglicherweise Medikamente auf die Bewegungsfähigkeit auswirken.
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Fragen Sie Fachleute, wie Sie die Mobilität der pflegebedürftigen Person unterstützen können und welche Übungen geeignet sind. Holen Sie Rat beim Hausarzt, bei der Hausärztin, bei der Physio- oder Ergotherapie ein.
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Beachten Sie ärztliche Hinweise zum Training bei bestimmten Erkrankungen, z. B. Herzschwäche, Gelenkentzündung.
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Lassen Sie sich Übungen zeigen und fragen Sie, wie diese in den Alltag eingebaut werden können. Erstellen Sie gemeinsam einen Bewegungsplan. Darin werden die täglichen Aktivitäten notiert.
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Holen Sie auch Rat ein, wie Sie die Motivation zur Bewegung fördern können. Vielleicht ist ein Schrittzähler oder eine Pulsuhr hierbei nützlich.
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Informieren Sie sich über Gehhilfen, etwa zu einem Rollator. Wenden Sie sich dazu an einen Pflegedienst, ein Sanitätshaus, die Krankenkasse oder die private Pflegeversicherung.
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Beobachten Sie, ob eventuell die Medikamente der pflegebedürftigen Person die Beweglichkeit einschränken oder die Sturzgefahr erhöhen: Ist der Harndrang erhöht? Wirkt die pflegebedürftige Person verlangsamt oder gar schläfrig? Wenden Sie sich in solchen Fällen an den Arzt oder die Ärztin und berichten Sie Ihre Beobachtungen. Wenn die Medikamente die Bewegungsprobleme verursachen, wird die Medikation nach Möglichkeit verändert.
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Fragen Sie den Hausarzt oder die Hausärztin, ob präventive oder rehabilitative Maßnahmen wie Physiotherapie verordnet werden können.
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Nehmen Sie professionelle Pflegeberatung in Anspruch, z. B. in einem örtlichen Pflegestützpunkt, bei der Pflegekasse oder bei compass private pflegeberatung.
Hinweise für professionell Pflegende
Pflegefachliche Leitlinien oder Standards dienen als Richtschnur sowie Handlungshilfe für Pflegefachpersonen. Dazu gehört der Expertenstandard nach § 113a SGB XI „Erhaltung und Förderung der Mobilität in der Pflege“. Dieser enthält auch Hinweise zur Einschätzung der Mobilität bei älteren Menschen.
Aktuelles Fachwissen zu bewegungsfördernden Maßnahmen in der Pflege erhalten professionell Pflegende zum Beispiel in Fortbildungen, die unter anderem vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) angeboten werden.
Welche bewegungsfördernden Maßnahmen individuell sinnvoll sind, sollte bestenfalls im multidisziplinären Team abgestimmt werden. Zudem kann die Teilnahme an einem Bewegungsprogramm die Mobilität älterer Menschen verbessern oder erhalten. Das ZQP-Arbeitsmaterial Bewegungsförderung bietet Orientierung zu wissenschaftlich erprobten Interventionen, die für die Umsetzung in Einrichtungen der stationären Langzeitpflege geeignet sind. Zudem bietet der Bayerische Landesverband der Deutschen Alzheimer Gesellschaft praktische Informationen zu Bewegungsangeboten für Menschen mit Demenz.
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Quelle: www.pflege-praevention.de