DRUCKGESCHWÜREN VORBEUGEN
Pflegebedürftige Menschen sind gefährdet, ein Druckgeschwür (Dekubitus) zu bekommen. Das gilt insbesondere, wenn sie bettlägerig sind. Durch langes Sitzen oder Liegen auf der gleichen Stelle können die Haut und das Gewebe geschädigt werden. Je länger der Druck an einer Stelle anhält, umso größer ist die Gefahr einer Schädigung. Das Risiko für ein Druckgeschwür steigt zusätzlich bei Empfindungs-Störungen, Lähmungen, Nährstoffmangel und feuchter Haut. Aus den zunächst oberflächigen Rötungen können tiefe Wunden werden. Die Heilung kann je nach Größe der Wunde langwierig sein. Daher ist es besonders wichtig, gefährdete Körperstellen vom Druck zu entlasten.Gezielte Maßnahmen tragen dazu bei, die Haut zu schützen und Druckgeschwüren vorzubeugen.
Haut pflegen und schützen
Prüfen Sie Produkte auf Inhaltsstoffe, bevor Sie sie anwenden. Grundsätzlich sollten sie mild und hautschonend sein und dabei helfen, die Haut zu schützen. Dafür eignen sich z. B.:
- Waschprodukte mit einem pH-Wert unter 6
- öl- und fetthaltige Waschprodukte wie Duschöle
- Produkte mit Urea, Glycerin oder Milchsäure
- ölige oder fetthaltige Cremes, Salben oder Lotionen
- parfümarme oder -freie Produkte
- Zinkpasten, Salben, Vaseline oder spezielle Inkontinenz-Produkte, um die Haut bei Inkontinenz zu schützen
Nicht geeignet sind: klassische Seifen, Produkte mit ätherischen Ölen und Präparate auf Alkoholbasis.
Folgende Tipps helfen zusätzlich, die Haut zu schützen:
- Vermeiden Sie intensives Waschen und langes Baden.
- Waschen Sie den Körper nicht mehr als einmal täglich. Es sei denn, die pflegebedürftige Person schwitzt stark oder ist inkontinent.
- Waschen Sie die Waschprodukte ganz von der Haut ab.
- Trocknen Sie alle Hautfalten nach dem Waschen sanft, aber sorgfältig ab. Abreiben, Abschrubben oder Bürsten sind nicht gut für die Haut.
- Vermeiden Sie anhaltende Feuchtigkeit auf der Haut, z. B. durch Schweiß oder Urin.
- Cremen Sie die Haut nach dem Abtrocknen ein, außer an offenen und entzündeten Hautstellen. Hier können ärztlich verordnete Produkte eingesetzt werden.
- Unterstützen Sie dabei, ausreichend und ausgewogen zu essen.
Bewegung fördern
- Unterstützen Sie dabei, möglichst viel selbst zu tun, z. B. beim Essen, beim Anziehen oder der Körperpflege. Dadurch wird auch die Beweglichkeit trainiert.
- Regen Sie dazu an, sich täglich ein wenig zu bewegen, z. B. ein paar Schritte zu gehen. Überreden Sie aber nicht.
- Holen Sie ärztlichen Rat ein, bevor Sie mit Übungen beginnen.
- Lassen Sie sich zum Bewegungstraining anleiten, z. B. von einem Arzt, einer Pflegefachkraft oder einem Physiotherapeuten. Erstellen Sie gemeinsam einen sogenannten Bewegungsplan. Darin werden die täglichen Bewegungen notiert.
- Helfen Sie dabei, Bewegungsangebote der Krankenkasse oder Gemeinde zu nutzen, z. B. Herz-Kreislauf-Training oder Sitzgymnastik.
- Lassen Sie sich zu Hilfsmitteln für die Bewegung beraten. Fragen Sie dazu eine Pflegefachkraft, einen Arzt oder im Sanitätshaus.
Haut von Druck entlasten
- Unterstützen Sie dabei, regelmäßig die Position zu verändern.
- Wenn nötig, übernehmen Sie den Positions-Wechsel. Bei empfindlicher Haut und bei wenig Eigenbewegung achten Sie darauf, dass die Position mindestens alle zwei Stunden gewechselt wird. Halten Sie sich dabei an den Rat von Pflegefachkräften. Notieren Sie die genaue Zeit, z. B. in einem Positionierungs-Protokoll.
- Legen Sie mit den Pflegefachkräften einen Zeitplan für den Positions-Wechsel an. Achten Sie darauf, dass er für alle Pflegenden sichtbar platziert ist.
- Stimmen Sie die Position jeweils mit der pflegebedürftigen Person ab.
- Wenn möglich, wechseln Sie zwischen rechter Seite, Rückenlage und linker Seite.
- Bevorzugen Sie die Seitenlage. Achten Sie darauf, dass der Körper um 30 Grad bis 40 Grad nach hinten gekippt ist. Vermeiden Sie die Seitenlage in 90 Grad. Achten Sie darauf, dass der Oberkörper in Seitenlage maximal 30 Grad hoch liegt.
- Sorgen Sie dafür, dass das Körpergewicht gleichmäßig verteilt ist. Knochen-Vorsprünge können mit einem kleinen Kissen abgepolstert werden und sollten nicht stärker aufliegen als der Rest des Körpers.
- Achten Sie darauf, dass gefährdete oder verletzte Hautstellen nicht aufliegen. Legen Sie z. B. ein kleines Kissen so unter, dass die Fersen in der Luft schweben.
- Seien Sie vorsichtig bei Maßnahmen, die Reibung auf der Haut verursachen, z. B. beim Hochziehen im Bett.
- Achten Sie auch darauf, dass die Sehnen an den Fersen nicht gespannt sind. Die Knie sollten leicht gebeugt sein. Dafür können Sie z. B. eine kleine Rolle unter die Knie legen.
- Sorgen Sie dafür, dass Laken und Kleidung möglichst faltenfrei sind an den Stellen, wo der Körper aufliegt.
- Zur Druckentlastung nicht geeignet sind: Ringförmige Hilfsmittel, Auflagen auf Matratzen mit Wechseldruck, Watteverbände, luft- oder wassergefüllte Handschuhe, Felle, Schaumstoffe, Wassermatratzen.
Auf richtiges Sitzen achten
Achten Sie darauf, dass die pflegebedürftige Person
-
stabil und bequem sitzt
-
sicheren Kontakt zum Boden oder zu Fußstützen hat
-
nicht herunterrutscht
-
die Gelenke an Hüfte, Knie und Knöchel um 90 Grad beugt
-
das Gewicht regelmäßig verlagert, z. B. mit einem kleinen Kissen unter einer Gesäßhälfte
-
die Sitz-Position regelmäßig etwas verändert.
Auf gefährdete Körperstellen achten
Beobachten Sie bei jedem Positions-Wechsel die Haut. Das gilt vor allem für Körperstellen, auf denen das Körpergewicht lastet oder an denen die Haut über hervorstehenden Knochen liegt:
- Hinterkopf
- Ohren
- Schulter und Schulterblätter
- Brustwirbelsäule
- Ellenbogen
- Steißbein
- Rollhügel, d.h. die knöcherne Erhebung an der Außenseite des Oberschenkelknochens
- Knöchel
- Ferse
Überprüfen Sie auch regelmäßig die Haut unter Hilfsmitteln wie Hörgeräten, Brillen, Atem-Masken und Orthesen.
Anzeichen für Druckgeschwüre erkennen
- begrenzte, nicht wegdrückbare Rötung
- rötliche bis bläuliche Verfärbungen
- Schmerzen an einer Hautstelle
- ungewöhnlich warme, kalte, feste oder weiche Haut
- Abschürfung, Blase, Belag, Schorf
Hinweise für professionell Pflegende
Pflegerische Leitlinien und Standards die
nen als Richtschnur sowie Handlungshilfe für Pflegefachkräfte. Dazu gehören der Expertenstandard zur Dekubitusprophylaxe und der Expertenstandard für den Umgang mit chronischen Wunden des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP).
Aktuelles Fachwissen zur Hautpflege oder zur Dekubitusprophylaxe in der Pflege erhalten professionell Pflegende zum Beispiel in Fortbildungen, die unter anderem vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK). Auch Weiterbildungen im Wundmanagement sind möglich. Sogenannte Wundexperten werden zur Beurteilung und Behandlung von Wunden hinzugezogen.
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Quelle: www.pflege-praevention.de